Praxis Dr. Baar

Kardiologische Praxis Northeim

Krankheiten

Arterielle Hypertonie
Die dauerhafte Erhöhung des Blutdrucks auf Werte über 140/90 mmHg wird als arterielle Hypertonie bezeichnet. Die früher übliche Angabe Lebensalter + 100 = Zielblutdruck gilt schon seit vielen Jahren nicht mehr. Abhängig von Begleiterkrankungen und hier insbesondere von Nierenerkrankungen sind auch Werte von 130/80 mmHg bzw. bei erhöhter Eiweißausscheidung auch 125/75 mmHg als Grenzwerte definiert. Ausnahmen bilden nach aktuellen Betrachtungen Menschen mit einem Lebensalter über 80 Jahre, wo der Bluhochdruckgrenzwert mit 150/90 mmHg definiert wird.
Die Ursachen eines erhöhten Blutdrucks sind in über 90 % der Fälle nicht bekannt, wobei “nicht bekannt” zu relativieren ist, da erbliche (genetische) Grundlagen inzwischen gut identifiziert sind. Nur ein kleiner Teil der Hochdruckerkrankungen sind Folge von Erkrankungen im Bereich der Nieren, des Hormonsystems oder reaktive Formen (Stress etc.).
Die Messungen werden mit geeichten Blutdruckgeräten durchgeführt, wobei aufgrund der Messwertstabilität hier Oberarmmessgeräte bevorzugt werden sollten. Ein wichtiges Instrument zur Diagnose und Überprüfung einer Bluthochdruckerkrankung ist die 24-Stunden-Blutdruckmessung (siehe dort). Für die Beurteilung, ob und wie streng ein Bluthochdruck eingestellt werden muss, ist auch die Untersuchung von sogenannten Endorganen (Herz, Niere, Gehirn) notwendig, wobei gerade die Beurteilung von Hirnfunktionen sicherlich auch eine Mitbetreuung eines neurologischen Arztes mit bedürfen. Ganz grundsätzlich gilt, dass die Einstellung des Blutdrucks um so strenger sein muss, wenn bereits Schäden an den oben genannten Organsystemen erkennbar sind.
Die wichtigsten Folgeerkrankungen eines erhöhten Blutdrucks sind die Entwicklung einer Herzschwäche, einer Nierenfunktionseinschränkung und auch von Schlaganfällen.
Nach Diagnose eines erhöhten Blutdrucks erfolgt die Therapie. Hier sind zunächst so genannte nicht-pharmakologische Maßnahmen als Basis sehr wichtig und können bereits zu einer deutlichen Reduktion des Blutdruckes, bis hin zur Normalisierung, führen. Hierzu zählen die gesunde Ernährung (viel Obst und Gemüse, wenig oder gar keine Genussgifte), regelmäßige körperliche Betätigung (Ziel 30 Minuten auf mittlerer Intensität pro Tag) und eine Beschränkung der Kochsalzzufuhr auf weniger als 6 g pro Tag. Letzteres ist aber schwierig, da das Kochsalz häufig versteckt ist, insbesondere z. B. in Brot, Konserven etc. An Medikamenten stehen eine Fülle von Substanzen zur Verfügung, die häufig auch als Kombinationspräparate einsetzbar sind, um die Anzahl von Tabletten zu reduzieren.
Die Diagnose eines Bluthochdrucks ist in der Regel einfach, zur Diagnostik gehören laborchemische und apparatetechnische Untersuchungen, die im Verbund von Haus- und Fachärzten erfolgen. Dennoch schätzt man, dass etwa nur 50 % aller Hochdruckpatienten überhaupt bekannt sind, von diesen 50 % werden nur 50 % medikamentös behandelt, von diesen wiederum sind nur 50 % im angestrebten Zielbereich.

Herzrhythmusstörungen
Der normale Herzrhythmus wird automatisch (vom sogenannten Sinusknoten) generiert und über ein sogenanntes Reizleitungssystem weiter bis zur Herzmuskelzelle geleitet, um eine koordinierte Herzaktivität zu gewährleisten. Abweichungen von Erregungsbildung und Erregungsleitung werden als Herzrhythmusstörungen bezeichnet, wobei diese nach ihrem Entstehungsort (Vorhof, Kammer) und bei der Geschwindigkeit des resultierenden Herzschlages (langsam/bradykard oder schnell/tachykard), der Gefährlichkeit im Sinne von gut- oder bösartig oder sogar potentiell lebensbedrohliche Rhythmusstörungen und auch in ihrer Entstehung, z. B. durch zusätzliche angeborene Leitungsbahnen etc. unterschieden werden können.
In der täglichen Praxis müssen zudem Herzrhythmusstörungen unterschieden werden, die vom Patienten bemerkt oder auch nicht bemerkt werden. Diese Unterscheidung hat mit gut- oder bösartig nichts zu tun, allerdings in der Folge aber mit der Frage, ob diese Herzrhythmusstörungen unter Umständen behandelt werden müssen.
Zur individuellen Beurteilung der Wertigkeit von nachweisbaren Herzrhythmusstörungen sind weitere Untersuchungen des Herzens notwendig, insbes. eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, Echokardiographie (siehe dort), ein Langzeit-EKG und ein Belastungstest (Ergometrie), ggf. auch weiterführende z. T. auch sehr spezielle Untersuchungen der Erregungsbildung und -ausbreitung im Rahmen von elektrophysiologischen Untersuchungen (siehe dort).
Die Beurteilung von Herzrhythmusstörungen ist komplex und immer individuell zu treffen. Eine kardiologische Diagnostik ist dafür in der Regel unerlässlich.

Herzschwäche/Herzinsuffizienz
Bei der Herzinsuffizienz handelt es sich um eine Herzmuskelschwäche, in deren Folge das Herz nicht mehr imstande ist, eine den Anforderungen entsprechende Förderleistung zu erbringen. Typische körperliche Symptome einer bestehenden Herzinsuffizienz sind Wassereinlagerungen, insbesondere im Bereich der Unterschenkel, Luftnot bei körperlicher Belastung, eine Beschleunigung des Pulsschlages in Ruhe und/oder unter Belastung, gelegentlich eine Blauverfärbung der Lippen und auch ein nächtliches Wasserlassen. Gerade das nächtliche Wasserlassen kann aber durchaus auch andere Ursachen haben.
Eine Herzinsuffizienz entwickelt sich in der Regel nicht akut sondern chronisch. Zu unterscheiden ist gerade bei der chronischen Herzinsuffizienz, ob diese mehr die rechte oder die linke Herzkrammer, d. h. mehr den Lungenkreislauf oder den Körperkreislauf, betrifft. Entsprechend sind die Symptome auch unterschiedlich gelagert.
Die akute Herzinsuffizienz entwickelt sich rasch im Laufe von Stunden oder wenigen Tagen, wobei hier insbesondere auch (schnelle oder langsame) Herzrhythmusstörungen, mechanische Behinderungen der Kammerfüllung, plötzlich auftretende Klappenfehler, akute oder schwer verlaufende Herzmuskelentzündungen oder Lungenembolien ursächlich sind, letztendlich auch der plötzliche Verlust der Pumpfunktion durch einen Herzinfarkt.
Neben den klassischen oben genannten klinischen Zeichen sind weitere Untersuchungen erforderlich, um dann Ursache und Schweregrad der Herzschwäche beurteilen zu können. Dieses sind Laboruntersuchungen, EKG und eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, ggf. weiterführende Untersuchungen wie Röntgen des Brustkorbes, Langzeit-EKG, Herzkatheteruntersuchung, Kernspinuntersuchung (MRT) des Herzens etc.
Eine kardiologische Diagnostik ist bei Verdacht oder bekannter Herzinsuffizienz auch mit entsprechenden Verlaufskontrollen in jedem Falle erforderlich, um die notwendigen therapeutischen Maßnahmen einleiten oder kontrollieren zu können.
Zur Behandlung der Herzschwäche stehen im Wesentlichen Medikamente, allerdings auch weitere moderne technische Verfahren bis hin zur Unterstützung durch künstliche Pumpsysteme in schwer verlaufenden Fällen zur Verfügung. Als letzte Maßnahme ist in seltenen Fällen bei Versagen aller sonstigen therapeutischen Strategien eine Herztransplantation erforderlich.

Kardiomyopathie
Alle Erkrankungen des Herzmuskels, die nicht durch angeborene oder erworbene Herzfehler, erhöhten Blutdruck, Erkrankungen des Herzbeutels (Perikard) oder Verengung der Herzkranzgefäße bedingt sind, werden unter dem Begriff Kardiomyopathie zusammengefasst. Die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 1995 ist: Herzmuskelerkrankungen, die mit einer Fehlfunktion des Herzens einhergehen.
Kardiomyopathien sind zahlenmäßig eine eher geringe Gruppe von verschiedensten Erkrankungen, die die Herzmuskulatur, die Erregungsbildung und -ausbreitung im Bereich des Herzens, sogenannten Speichererkrankungen und auch Herzmuskelerkrankungen bei Stoffwechseldefekten, Zustand nach Herzmuskelentzündungen und z. B. auch nach medikamentösen Therapien und hier insbesondere Chemotherapien im Rahmen von Tumorerkrankungen beinhalten. Die Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle ist ohne eine kardiologische Mitbetreuung nicht möglich und ist immer sehr individuell angepasst.

Koronare Herzerkrankung
Eine koronare Herzerkrankung ist definiert durch die Einengung oder Verschlüsse von Herzkranzgefäßen (Koronararterien), die zu einer Verminderung der Durchblutung des Herzmuskels führen. Typische Symptome einer fortgeschrittenen koronaren Herzerkrankung sind Angina pectoris, d. h. die Brustenge bei Belastung, häufig auch verbunden mit Luftnot unter Belastung. Im Falle eines akuten Verschlusses eines Herzkranzgefäßes kommt es zum Herzinfarkt, d. h. zum Absterben von Herzmuskelgewebe, falls nicht eine rasche Wiedereröffnung gelingt. Eine koronare Herzerkrankung kann aber auch lange symptomlos verlaufen, auch gibt es Patienten, die in fortgeschrittenen Stadien keine typischen Symptome aufweisen, hier inbes. Diabetiker mit entsprechenden Nervenschädigungen.
Die koronare Herzerkrankung mit ihren Folgen und insbes. mit dem akuten Herzinfarkt, steht in der Todesursachen- und Krankheitsstatistik in den westlichen Ländern an erster Stelle.
Ursachen dieser Erkrankung sind Risikofaktoren wie erhöhter Blutdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Nikotinmissbrauch und begleitend auch mangelnde Bewegung. Nicht zu unterschätzen ist aber die genetische Belastung.
Neben der typischen Schilderung der Beschwerdesymptomatik sind diagnostisch EKG, Belastungs-EKG und Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) als Basisdiagnostik erforderlich. Weiterführende Untersuchungen werden in der Regel je nach Ergebnis der Basisdiagnostik eingeleitet. Die Darstellung der Herzkranzgefäße ist über eine Herzkatheteruntersuchung (siehe dort) möglich, heute bereits auch über Röntgenuntersuchungen wie Computertomographie des Herzens oder auch kernspintomographische Untersuchungen (MRT) des Herzens.
Die Therapie erfolgt je nach Untersuchungsbefunden und klinischen Symptomen entweder medikamentös oder in Form von sogenannten revaskularisierenden (wiedereröffnenden) Maßnahmen wie Aufdehnung von Herzkranzgefäßen (PTCA), ggf. mit Einbringen von Gefäßstützen (Stents) oder in fortgeschrittenen Stadien auch mittels einer Bypassoperation, bei der verengte oder verschlossene Koronararterien (Herzkranzgefäße) durch Bypässe überbrückt werden. Prognostisch sehr wichtig und nicht zu unterschätzen ist eine körperliche Fitness, die in entsprechenden ambulanten Rehagruppen erlangt und dann auch im Alltag der Patienten weiter entwickelt werden sollte.

Schlaganfall
Als Schlaganfall, anders auch als Gehirnschlag, cerebraler Insult oder apoplektischer Insult benannt, wird eine plötzlich auftretende Erkrankung des Gehirns bezeichnet, die zu Funktionsstörungen oder Ausfällen im Bereich des zentralen Nervensystems vorübergehend oder auch anhaltend führen kann. Typische Symptome eines Schlaganfalls sind plötzliche Sehstörungen, fehlende Wahrnehmung eines Teils der Umwelt oder des eigenen Körpers, ein Taubheitsgefühl, Lähmungen oder Schwäche im Bereich von Armen oder Beinen oder auch im Gesicht, Verwirrung, Sprach-, Schrift-, Verständnis- oder auch Wortfindungsstörungen, begleitet immer wieder von stärkeren Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen etc. Ursächlich sind Verengungen oder Verschlüsse von hirnzuführenden Arterien, Blutungen durch Gefäßeinrisse oder Gefäßmissbildungen, aber auch Verschleppung von Gerinnseln aus dem Herzen und hier insbesondere bei Vorhofflimmern.
Im Vordergrund der Diagnostik stehen neurologische Untersuchungsmethoden (körperliche Untersuchung, CT, MRT etc.). Im Umfeld spielen aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und hier insbes. eine Bluthochdruckerkrankung oder das oben bereits genannten Vorhofflimmern (unregelmäßiger Herzschlag mit der Folge von Gerinnselbildung im Herzen mit der Möglichkeit von Verschleppung auch in Hirngefäße) eine wichtige Rolle, so dass die Verbindung von Schlaganfall und Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems in der Regel sehr eng ist.
Die therapeutischen Maßnahmen werden entsprechend dem klinischen Befund und den Untersuchungsbefunden erfolgen.